Der zweite Nachbau

des Fokker Dr.I

durch Michael Vogel,

der Kunstschmiede Andreas Riedel

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und dem Fokker-Team-Schorndorf

 

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1. Die Vorgeschichte

Daß das Fokker-Team-Schorndorf an diesem Nachbau eines Fokker Dreideckers beteiligt war, ist mehr oder weniger einer Laune des Schicksals zu verdanken, als eine geplante Angelegenheit.

Begonnen wurde das Projekt von einem jungen Mann aus Stuttgart. Sein Name ist Michael Vogel. Zu Beginn des Jahres 1995 erhielt ich (Achim Engels) eines Abends einen Anruf von ihm. Er hatte wohl einen Artikel über den Nachbau des Fokker Dr.I durch das Fokker-Team-Schorndorf in einer zurückliegenden Ausgabe der Zeitschrift SCALE gelesen. Dieser Artikel veranlasste Ihn, mit uns Kontakt aufzunehmen und nach den entsprechenden Zeichnungen zu fragen, da er selbst einen Nachbau anfertigen wollte.

Am 17.Februar 1995 erwarb er schließlich den kompletten Zeichnungssatz und begann sich damit auseinanderzusetzen. In der folgenden Zeit besuchte er uns öffters und bei auftretenden Problemen fragte er um Rat. Es bildete sich ein freundschaftliches Verhältnis heraus.

Es gingen etwa zwei Jahre ins Land und der Bau des Dreideckers ging nur langsam vonstatten. Zeitliche und Platzprobleme hielten Michael Vogel auf. Aus bestimmten Gründen verkaufte er einen ersten Rumpf und mußte erneut mit einem weiteren beginnen.

Bei verschiedenen Treffen zwischen uns und Michael kam des öfteren auch das Platzproblem zur Sprache. Nun, es wurde von uns auf einfache Weise gelöst. Hierbei half uns die in Schorndorf ansässige Kunstschmiede des Andreas Riedel.

Zu dieser Zeit bezog mein Vater - Karl-Heinz Engels - mit einem seiner Geschäfte für elektronische Kleinbauteile neue Geschäftsräume in einem alten Fabrikkomplex. Wie das so üblich ist, stellte er sich natürlich auch seinen Nachbarn vor. Einer dieser Nachbarn war Andreas Riedel mit seiner Kunstschmiede. Als dieser den Namen "Engels" hörte, fragte er nach, ob es sich dabei um das Fokker-Team-Schorndorf handelte. Mein Vater antwortete Ihm: "Ja, das ist mein Sohn!"

Wenig später stand ich im Büro der Werkstatt und führte eine angeregte Unterhaltung über den nachgebauten Dreidecker. Andreas Riedel deutete mehrmals an, daß er sich schon lange überlegt habe, auch einmal ein Flugzeug zu bauen. Da fielen mir natürlich die Probleme von Michael Vogel ein. In den darauffolgenden Tagen führte ich uns zusammen und somit hatte jeder was er wollte. Michael konnte die Werkstatt der Kunstschmiede nach den Arbeitsstunden und am Wochenende nutzen, Andreas baute ein Flugzeug und das Fokker-Team-Schorndorf war ebenfalls wieder dabei.

Die ganze Sache wurde mündlich partnerschaftlich geregelt. Andreas stellte die Werkstatt, sein unschätzbares Know-How als Meister und beschaffte das Material, Michael baute und zahlte die Kosten der Zulassung, ich brachte meine Arbeitskraft und das beim ersten Nachbau erworbene Know-How ein. Geflogen werden sollte der Nachbau von Michael, da dieser als einziger einen Flugschein besaß. Die Eigentumsrechte an der Maschine teilten sich Michael Vogel und Andreas Riedel, während ich für mich als Entlohnung in Anspruch nahm parallel zum Bau des Dreideckers einen Fokker D.VI für mich bauen zu dürfen.

Wenig später brachten wir den Rumpf des Flugzeuges, dessen Stahlrohrgerüst bereits im Rohbau von Michael gebaut war, von Stuttgart Vaihingen nach Schorndorf in die Werkstatt.

Damit konnten die gemeinsamen Arbeiten an diesem zweiten Nachbau, an dem das Fokker-Team-Schorndorf maßgeblich beteiligt war beginnen. Das einzigste, und wie sich später herausstellen sollte größte Problem, blieb die Beschaffung des Motors. Es sollte ein 9-Zylinder Umlaufmotor sein. Weniger die Beschaffung, als die Teamgeist schädigenden Resultate hieraus brachten schließlich die Dreierverbindung auseinander. Doch darauf gehen wir später ein.

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Achim Engels / Andreas Riedel / Michael Vogel

 

2. Der Bau geht weiter.

Zu den ersten Arbeiten gehörte eine Korrektur am Rumpf. Michael hatte versehentlich die vier vorderen Rumpfgurte ab dem Führerstand aus zu dünnen Rohren gefertigt. Diese mußten zunächst entfernt und durch neue in der richtigen Stärke ersetzt werden.

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Das Rumpfgerüst nach dem Auswechseln der Rumpfgurte in der Werkstatt.

 

Am Rumpf selbst war noch sehr viel zu tun. Viele Kleinteile mußten gefertigt und eingebaut werden. Unglaublich hilfreich waren diesmal die Einrichtungen der Werkstatt und das immense Fachwissen von Andreas Riedel. Für viele Teile hatten wir hier erstmals die Möglichkeit Werkzeuge anzufertigen, die die Herstellung der Einzelteile sehr vereinfachten.

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Werkzeug zum Biegen der tropfenförmigen Ruderhebel.

 

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Einzelne Phasen des Baus von Ruderhörnern.

 

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Das Seitenruder mit eingebauten Ruderhörnern während dem Aufbau.

 

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Am Rumpf angebautes Seitenruder.

 

Die Arbeiten schritten gut voran und das Teamwork gestaltete sich einfach und fruchtbar. Etwa ein Jahr ging das so, in dem wir sehr produktiv arbeiteten. Unser Arbeitstag in der Werkstatt begann meist etwa gegen 20 Uhr und erstreckte sich zuweilen bis 24 Uhr und länger.

 

3. Das Motorproblem - gelöst?

Irgendwann kam dann wieder das leidige Thema der Motorbeschaffung auf. Vor allem Michael, der den Dreidecker um jeden Preis fliegen wollte drängte auf eine Lösung. Optimistisch wie ich von Natur aus bin, habe ich nie angezweifelt, daß es uns gelingen würde einen Motor zu beschaffen.

Als Michael mal wieder darauf drängte, die Frage "Wie?" und "Woher?" zu klären, erzählte ich ihm von Udo Jörges. Ich kannte ihn seit längerem persönlich und wußte, daß er alte Motoren hatte und auch neue hervorragend danach nachbaute. Allerdings konnte ich Ihn nicht besonders leiden, da er zwar fachlich ein Ass, menschlich aber nicht mein Fall war, und vermied daher den Kontakt mit ihm. Da mein Streit aber nicht der von Michael sein musste, erzählte ich Ihm von Udo und schlug vor, er solle sich doch mal mit ihm direkt in Verbindung setzen. Ich erwähnte auch, daß er ihm gegenüber sagen soll, wie sehr das Fokker-Team-Schorndorf in den Bau des Dreideckers verwickelt sei, da er mir die gleichen Gefühle entgegenbringt wie ich ihm.

Es dauerte nicht lange und Michael informierte mich freudenstrahlend darüber, daß es ihm gelungen sei Udo Jörges dazu zu bewegen, uns für den Dreidecker einen Motor zur Verfügung zu stellen. Und nicht nur das. Udo wollte sogar Räder für uns bauen und uns tropfenförmiges Stahlrohr für das Fahrwerk herstellen.

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Hard at work: Achim Engels / Michael Vogel

 

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Die Dämpfungsfläche entsteht.

 

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Das Fahrwerk entsteht.

 

 

4. Der Bruch

Völlig verblüfft fragte ich daraufhin Michael, ob Udo wisse, das ich ebenfalls mit dem Bau des Flugzeugs beschäftigt bin. Ja, natürlich, er wisse Bescheid.

Also gut, wenn dem so ist, dann war für mich alles geklärt. Daß es anders kommen sollte merkte ich bald.

Das Fokker-Team-Schorndorf unterhält auch enge Beziehungen zu Leonard Opdycke, dem Herausgeber der amerikanischen Fachzeitschrift WWI Aero. Diesem Magazin sandte ich nach Abstimmung mit Michael und Andreas einige Fotografien des Dreideckers und einen erklärenden Text. Dummerweise lief bei der Veröffentlichung etwas schief und es war dort nur die Rede von Achim Engels` neuem Dreideckernachbau.

Andreas und Michael konnte ich den Fehler erklären, aber er schlug größere Wellen als erwartet.

Eines Abends kam Michael in die Werkstat und verhielt sich mir gegenüber abweisend und feindselig. Auf meine Frage warum, erhielt ich die Antwort, daß Udo Jörges den Artikel gelesen hatte, und seine Unterstützung mit sofortiger Wirkung einstellte. Da war das Motorproblem wieder aktuell. Es stellte sich auch heraus, daß Michael offensichtlich nicht erwähnt hatte, daß ich, bzw. das F-T-S  mit in der Sache stecke. Udo Jörges, so erfuhr ich über andere Kanäle, ging darum davon aus, daß ich böser Bube Michael vorgeschoben hätte, um an einen Motor zu kommen.

Wir arbeiteten weiter an dem Flugzeug und eines schönen Tages kam Michael mit der Bemerkung an, er habe die Angelegenheit mit Udo Jörges bereinigt und der Motor würde nun doch kommen. Schön! alle freuten sich. Seltsam war nur, daß mich Michael seit diesem Zeitpunkt schnitt. Wieder über andere Quellen erfuhr ich, daß er wohl Udo Jörges darüber informiert hat, daß ich nicht mehr an dem Projekt beteiligt sei. Natürlich weiß ich nicht, ob diese Informationen aus dritter Hand Korrekt waren oder nicht. Jedenfalls passte alles zusammen.

Da ich zu dieser Zeit kurz vor meiner Abschlußprüfung stand, hatte ich plötzlich keine Zeit mehr, die ich in das Projekt stecken konnte. Ich nahm meine für den D.VI gefertigten Teile und ging meiner Wege. Damit schied das Fokker-Team-Schorndorf um eine Erfahrung reicher aus dem Dreibund Vogel-Riedel-Engels aus.

Darüber, inwieweit Michael Vogel und Andreas Riedel noch zusammenarbeiten habe ich keine Informationen. Auch über den augenblicklichen Stand der Arbeiten am Flugzeug weiß ich nichts.

Die Arbeiten in diesem Team haben mir persönlich sehr viel Spaß gemacht, zumal bis zu einem gewissen Punkt ein gutes Freundschaftsverhältnis entstanden ist. Ich bedauere den Bruch durchaus.